Agrargenossenschaft Netzow eG

Investitionen für die kommenden Jahre

»In den 1990er Jahren hieß es: Ihr müsst in Land investieren«, erinnert sich der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Netzow, Konrad Goeritz. Zwei bis drei Prozent sollte der Wert des Ackerlandes jährlich steigen. Dass es teils 20 bis 30 Prozent sein würden, wusste vorher niemand. Die Zinsen sind derzeit niedriger als der Wertzuwachs des Landes. Deshalb lohne es sich heute, einen Kredit zum Kauf von landwirtschaftlicher Nutzfläche aufzunehmen, trotz des hohen Preises dafür. »Landverlust ist für einen Bauern dramatisch«, sagt er.

»Wir sind ein typischer landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb mit kombinierter Pflanzenproduktion und Tierzucht, was wir aus Überzeugung für das Richtige halten. Auch für das Dorfleben«, umreißt Konrad Goeritz das Unternehmensprofil. »Tierproduktion bindet Arbeitskräfte«, ergänzt Vorstandsmitglied Ronny Hinz.

Im September 2013 wird ein neuer Melkroboter in Betrieb genommen, das modernste, was es derzeit auf dem Markt gibt. Die Kühe gehen in die Kabine und die Maschine entscheidet, ob gemolken wird. Das Säubern der Euter, das Anlegen der Melkbecher – alles geht vollautomatisch. Auch die Milchqualität wird vom Melkroboter geprüft. 2,7-mal täglich wird jede Kuh gemolken. Für die Stromversorgung musste ein neuer Trafo gebaut werden, der die nötigen 1.600 Volt elektrische Spannung liefert. Am 11. Februar 2012 gab es einen Brandschaden an der Milchviehanlage der Agrargenossenschaft. Man entschloss sich beim Wiederaufbau, so Goeritz, es gleich für die nächsten 20 Jahre vernünftig zu machen. Bis die neue Milchviehanlage fertig ist, sind die Kühe in der Agrargenossenschaft in Bälow untergebracht. »Man war dort sehr entgegenkommend zu uns«, lobt Konrad Goeritz, »die Bälower haben die Fütterung übernommen und wir fahren zweimal täglich hin zum Melken. Das Ganze funktioniert ausgezeichnet, Sie denken für uns mit und wir handeln gemeinsam.«

160 Milchkühe geben entsprechend der Milchquote rund 1,3 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr. 60 Mutterkühe werden zur Nachzucht gehalten. Ein Teil der Nachzucht wird verkauft, ein anderer wird behalten. Von 700 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche werden 250 Hektar für Grünland genutzt. Auf der restlichen Fläche erfolgt der Anbau von Marktfrüchten wie Raps, Getreide, Mais und in geringen Umfang auch Zuckerrüben. Seit 2010 liefern zwei Photovoltaikanlagen insgesamt 180 Kilowatt elektrischen Strom.

Da die Agrargenossenschaft Netzow eine relativ kleine Genossenschaft ist, machte man von der Novellierung des Genossenschaftsgesetzes Gebrauch und kommt nun mit nur zwei Vorstandsmitgliedern und einer Bevollmächtigten der Generalversammlung aus. 130 Beschäftigte, 3.000 Tiere und 1.400 Hektar Land – das waren die Eckdaten der LPG zur Zeit der Umfirmierung zur Genossenschaft. Viele haben in den kommenden Jahren die Altersteilzeitregelung in Anspruch genommen. Eine Chronik der Brigade Rindermast zeugt von 1974 an von den Höhepunkten im Leben des Betriebes. »Der internationale Frauentag am 8. März wurde immer doll gefeiert«, erinnert sich Rosemarie Hinz, »da ging ordentlich was ab. Meistens haben wir im ›Gasthaus zur Quelle‹ in Glöwen gefeiert.« Seit dem 1. September 1968 arbeitet Rosemarie Hinz in dem Betrieb. Sie war viele Jahre lang im Vorstand und eineinhalb Jahre lang die Vorsitzende. Ihr Vater Günther Peters gründete 1959 die LPG »Florian Geyer« Netzow. »Eigentlich wollte ich Kindergärtnerin werden«, sagt sie. »Du wirst Buchhalterin und arbeitest in der LPG«, bestimmte allerdings ihr Vater. »Ich habe es nie bereut«, meint sie begeistert, »die Arbeit in der Landwirtschaft hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.«

1967 folgte der Zusammenschluss der LPG »Florian Geyer« Netzow mit den LPG Söllenthin und Klein Leppin zur LPG »Vereinte Kraft« Netzow-Söllenthin. 1974 wurden, wie vielerorts in der ehemaligen DDR, die Tier- und Pflanzenproduktion voneinander getrennt.